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Eduard´s Erfahrungen – Ein Krimi-Autor pilgert den Jakobsweg

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Als Salzburger, der seit zwanzig Jahren in einem beschaulichen Küstenort in Andalusien lebt, hatte ich bereits oft vom Jakobsweg gehört.

Ich hatte Literatur darüber gelesen, ich hatte schöne Bilder vom Camino gesehen und ich hatte einige Bekannte, die ihn bereits gepilgert waren. 'Eines Tages werde auch ich den Jakobsweg gehen', nahm ich mir deshalb vor – und das bereits seit zwei Jahrzehnten. Natürlich kam es nie dazu. Wie denn auch? Erstens hatte ich keinen Monat am Stück Zeit und zweitens sollte man für dieses Vorhaben fit sein, und nicht knapp 120 Kilo wiegen. Trotzdem wucherte dieses ursprüngliche Samenkorn eines Gedankens seit vielen Jahren hartnäckig wie Unkraut in dem für Abenteuerlust zuständigen Bereich meines Kleingehirns.

Überhaupt hatte ich mit diesem Teil meiner Birne meine liebe Not. Während sich in jungen Jahren meine Kumpels um Karriere, Familie und Eigenheim kümmerten, zog es mich mit Rucksack oder Segelschiff in die Welt hinaus. Auf Reisen in über sechzig Ländern erlebte ich die verrücktesten Dinge, aus denen ich einige skurrile Anekdoten in meinem neuen Roman eingeflochten habe – bis ich schließlich in Spanien sesshaft wurde, und, mittlerweile dreißig Jahre alt, dort zur großen Freude meines besorgten Vaters, doch noch in die richtige Spur kam, und mich um Karriere, Familie und Eigenheim kümmerte.

Einige Jahre lang ging das gut. Danach begann ich mich in meiner erschaffenen Komfortzone unwohl zu fühlen. Ich wusste, ich müsste diese wieder mal verlassen, um mich etwas lebendiger zu fühlen. Leider war das gar nicht mehr so einfach. Rechnungen mussten beglichen werden, E-Mails mussten beantwortet werden, Kunden zufrieden gestellt werden, die Hypothek musste bezahlt werden, etc. Wo blieb da noch Raum für Abenteuer? Wo blieb da noch Zeit für den Jakobsweg?

 
Danach verschlechterte sich die Lage. Meine Immobilienfirma schrieb seit Monaten Verluste, was mich nicht weiter wunderte, hatte ich doch meine gesamte Energie in meine neue Leidenschaft gesteckt – dem Krimischreiben. Ich veröffentlichte drei Krimis über den renommierten Piper-Verlag.

Leider reichte es nicht zum Durchbruch als Bestsellerautor, ja noch nicht mal für meinen Lebensunterhalt. Meine Frau hatte bei der Hochzeit bei „in guten wie in schlechten Zeiten“ nicht bis zum Ende aufgepasst und mich für einen anderen verlassen, von der Bank gab es kein Geld mehr, und ich eigendiagnostizierte an mir Symptome einer schleichenden Krankheit. Einer Krankheit, an der bereits meine Mutter, mein Onkel und mein Großvater verstorben waren – an Suizid aufgrund von Depressionen.

Und nun? Sollte ich weiter Kriminalromane schreiben, oder mich stattdessen um meine marode Immobilienfirma kümmern? Oder was anderes auf die Beine stellen? Ich hatte eine Menge Fragen und keine Antworten. Wochen später traf ich einen Geschäftspartner. Ich hatte Bammel vor dem Meeting, schließlich schuldete ich dem Mann noch Geld. Aber das Hauptthema sollte zum Glück ein anderes werden. Der Mann kam eben aus dem Urlaub zurück und schien sehr entspannt zu sein. Er war einen Teil des Jakobswegs gepilgert, antwortete er auf meine Nachfrage hin. Danach zeigte er mir sämtliche seiner Handyfotos und schwärmte zwei Stunden lang vom Camino. »Eines Tages werde ich den Jakobsweg ebenfalls pilgern«, sagte ich zum Abschied, nahm mich jedoch selbst nicht ernst. Wie sollte ich auch? In meiner prekären Lage sollte man ums Überleben kämpfen, Strategien entwickeln, und Tag und Nacht arbeiten – und nicht sinnlos durch die nordspanische Pampa latschen. Oder etwa doch? Oder vielleicht gerade deswegen? Was, wenn vielleicht gerade das die Antworten auf meine offenen Fragen brächte?

Ja, ich würde den Jakobsweg in Angriff nehmen. Nicht in fünf Jahren, und auch nicht im nächsten Frühjahr, sondern jetzt sofort!

 

Am Abend desselben Tages, nach stundenlangen inneren Diskussionen und Wortgefechten, fällte ich schließlich eine Entscheidung. Ja, ich würde den Jakobsweg in Angriff nehmen. Nicht in fünf Jahren, und auch nicht im nächsten Frühjahr, sondern jetzt sofort!

Am nächsten Morgen kaufte ich einen Rucksack, Wanderschuhe und zwei atmungsaktive T-Shirts. In der Apotheke besorgte ich mir Blasenpflaster und Ohrstöpsel und im Supermarkt Müsliriegel und das kleinste Duschgel des Ladens. Am Nachmittag organisierte ich sämtliche Termine für Oktober um, sagte meine Teilnahme an zwei Hochzeiten ab, und brachte meinen Kater bei einer Freundin unter. Am darauffolgenden Morgen fuhr ich mit dem Auto von meiner Wahlheimat Granada aus nach Jean-pied-de-Port, wo ich sechzig Stunden nach meiner Entscheidung, untrainiert und unvorbereitet, den überstürzten Entschluss bereits bereuend, und mit Erfolgsaussichten im Promillebereich, den Jakobsweg in Angriff nahm.

Die vielfältigen Erfahrungen, die ich während der dreißig Tage auf dem knapp 800 Kilometer langen Jakobsweg machte, habe ich in meinem neuesten Werk „Wie ich vom Weg abkam, um nicht auf der Strecke zu bleiben“ (Anzeige) verarbeitet. Das Buch (Anzeige) ist kein Reiseführer oder reiner Erfahrungsbericht, sondern eine Mischung aus skurrilen Situationen und Begegnungen, dunklen Momenten und erhellenden Erkenntnissen, und schrägen Anekdoten aus meinem Leben. Es handelt von Liebe und Glück, von Träumen und Veränderungen, von Weggabelungen und verwitterten Wegweisern des Lebens, und von noch so manchem mehr.

Ich habe dieses Buch, anders als meine Krimis, mit dem Ansporn geschrieben, meinen Leserinnen und Lesern etwas mit auf den Weg zu geben und meine erlangten Erkenntnisse und Erfahrungen mit ihnen zu teilen. Verpackt habe ich das in einem selbstironischen, humorvollen, und schonungslos offenen Schreibstil, der hoffentlich euren Anklang findet. Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit und freue mich über jedes Feedback hier im Forum oder unter info@freundlinger.com

Herzliche Grüße aus Spanien und buen Camino!

Euer Pilgerbruder Eduard





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1 Comment

  1. Paloma sagt:

    Hola Eduard 🙂 Dein Buch „Wie ich vom Weg abkam, um nicht auf der Strecke zu bleiben“ kaufe ich sofort wenn ich aus (von?) camino zurück komme. Anfang Juni… oder früher, wenn ich es nicht schaffen sollte…
    Saludos cordiales desde Benidorm

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