Das mag jetzt für jeden Weltreisenden und jeden, der einer werden will, erst einmal nicht das Land sein, an das man denkt, wenn es um aufregende und lebensverändernde Reisen geht. Immerhin ist Spanien ja fast nebenan und den meisten von uns fällt wohl beim Gedanken an Spanien spontan auch nur Mallorca, Barcelona oder mit etwas Überlegung noch die Alhambra ein. Spanische Orangen vielleicht noch. Alles nichts wirklich weltbewegendes. Auf den ersten Blick. Aber wenn es einmal nicht um die spektakulärsten Fotos oder tollsten Locations geht, sondern um eine wirklich lebensverändernde Reise, dann muss ich von Spanien erzählen. Und hier im speziellen von Nord-Spanien. Einer Reise auf dem Jakobsweg entlang der rauen spanischen Nord-Küste. Durch Dörfer, Städte, Landschaften. Bei Regen, Sonne, Wind und Nebel und damit fast bei jedem Wetter. Spartanisch, herausfordernd, aufregend, neu und insgesamt einfach wundervoll.
943 Kilometer zu Fuß von Irun an der spanisch-französischen Grenze nach Finisterre am Atlantik. Einem Ort, den die alten Römer noch für das Ende der Welt hielten.
Alle Reisen vor und nach diesem Erlebnis sind nicht vergleichbar. Zum Glück. Jede Reise sollte etwas einzigartiges sein. Aber diese Pilger-Reise auf dem Jakobsweg ist eben jene, die mein Leben und mich ganz wesentlich verändert haben. Und davon will ich hier etwas komprimiert und zusammenfassend für das "Projekt 360° - Um die Welt zu dir selbst" berichten.
Es ist nicht so, dass ich religiös wäre oder der Jakobsweg in Spanien ein lang gehegter Traum. Ganz im Gegenteil sogar. Weder glaube ich an einen Gott noch war mir der Jakobsweg bis kurz vor Beginn meiner Reise ein Begriff. Wie vielen anderen wäre es auch mir vorher nicht im Traum eingefallen, Spanien als Ziel für eine besondere Reise zu wählen. Aber wie ich später immer wieder im Zusammenhang mit dem Jakobsweg hörte und las, heißt es: "Der Weg findet dich!" Und so war es dann wohl auch bei mir.
Wie, das will ich versuchen im folgenden zusammenfassend zu schildern.
Zum Jahreswechsel hatte ich meinen Beruf aufgegeben, mein Haus vermietet und auch eine langjährige Beziehung endete. Vor mir lag mein Leben neu, blank und offen für jede Art von Abenteuern und Träumen die es noch zu erleben galt. Aber da all dies kein Ergebnis von jahrelanger Planung und aufwendiger Recherche, sondern eher ein "Jetzt oder nie"-Moment war, hatte ich weder einen Plan noch einen Ratgeber dafür, was nun zu tun ist oder wie es weiter geht. Was erst einmal total aufregend und erstrebenswert klingt, ist für jemanden wie mich, der immer Struktur im Alltag hatte, eine ganz neue Erfahrung mit der es nun umzugehen galt und die zu meistern einfacher schien als es sich dann tatsächlich erwies. Tausend Ideen, Wünsche, Träume, Hoffnungen und neue Pläne. Aber wo anfangen? Wie anfangen? In welcher Reihenfolge? Und warum? Noch war mein Kopf eindeutig Herr meiner Handlungen. Es fehlte nicht viel und ich hätte eine Weltreise angetreten, deren Verlauf genau geplant und demnach wenig abweichend von allem bisher erlebten gewesen wäre. Aber ich wollte frei sein. Frei in meinen Entscheidungen. Frei in der Wahl von Zeit und Ort. Frei von Terminen und "to-do-Listen". Frei zu bleiben, wo und wie lang es mir gefällt und genauso frei zu gehen, wenn mir danach ist. Und da ich mich in dieser Phase meiner Überlegungen an eine dreiwöchige Reise entlang Norwegens Küste in einem Wohnmobil erinnerte, schien mir ein neues Leben in einem solchen genau das Richtige zu sein. Also begann ich zu recherchieren, zu planen, Händler zu kontaktieren und Routen mit geeigneten Stellplätzen etc. zu erstellen. Kurzum, ich hatte wieder ein Projekt. Und weil es eben genau das war, was ich eigentlich zu vermeiden suchte, stellte ich mir nochmals die Frage worum es mir WIRKLICH ging. Die Antworten waren dann so einfach wie klar. Zeit für mich, Natur, Ruhe und die Möglichkeit zur inneren Einkehr, neue Erfahrungen und hoffentlich auch neue Erkenntnisse und Inspiration. Treiben lassen und sehen, was passiert. Einfach mal sein und den Dingen ihren Lauf lassen. Das wars. Klingt einfach. War es allerdings für mich überhaupt nicht. Aber während ich mir darüber Gedanken machte, kam ich zu dem Ergebnis, dass ich mir im Grunde einen Rucksack schnappen und einfach mal losgehen könnte. Gedacht, getan!
Nungut. Natürlich bin ich nicht einfach mit dem alten Rucksack aus Tagen der Schulzeit los und einfach mal aus der Stadt. Ein kurzer Eintrag im google-Suchfenster musste natürlich sein. "Wandern in Europa" war mein erster und ich glaube sogar einziger Versuch - soweit ich mich erinnere. Die Ergebnisse führten mich sehr schnell zum Thema "Fernwandern" und dann unweigerlich zu den Jakobswegen. Und wenn schon Jakobswege, dann natürlich Spanien und DER Jakobsweg quer durchs Land. Der sogenannte Camino Frances. Medienwirksam und sehr erfolgreich beschrieben von HaPe Kerkeling in seinem Bestseller "Ich bin dann mal weg." Aber es war nicht dieser Weg auf den meine Wahl fiel. Mich zog es in die Einsamkeit. In möglichst weitestgehend unberührte Natur. Einmal weg von Tourismus und bekannten Destinationen. Doch so vollkommen fernwander-unerfahren schienen mir Wege wie der Appalachien-Trail oder der Pacific-Crest-Trail für den Start noch etwas zu viel und so blieb ich erstmal in Europa. Und auch hier fand ich eine Alternative. Es gibt nämlich eine ganze Menge Jakobswege kreuz und quer durch Europa, wie ich schnell feststellte. Unter anderem den, der sich in Spanien "Camino del Norte" (Weg im Norden oder Weg des Nordens) nennt und der im deutsch-sprachigen Raum auch schlicht als "Küstenweg" bekannt ist. Küstenweg-Jakobsweg quasi. Es reichten einige wenige Bilder und ein Blick auf den Streckenverlauf bei Google-Earth um mich sicher sein zu lassen: "Das ist es! Damit fange ich mein neues Leben an. Jakobsweg Küstenweg ich komme!" Und so sollte es sein. Ich buchte die nächstbesten Flüge nach Bilbao, lud zwei oder drei Packlisten für den Jakobsweg aus dem Netz herunter und bestellte einfach alles was darauf stand bei einem Online-Händler. Was nicht mehr rechtzeitig kam besorgte ich noch auf den letzten Drücker im Outdoor-Fachgeschäft. Das war weder clever noch günstig, aber ich hatte zumindest das Gefühl bzw. die Gewissheit alles was nötig werden könnte dabei zu haben. So setzte ich mich dann mit meinem fast 20 Kilo schweren Rucksack und jeder Menge Abenteuerlust aber absolut keiner Vorstellung davon was mich erwarten würde in den Flieger nach Nord-Spanien und trat eine unvergleichliche Reise an. Eine Reise - und das weiß ich erst in der Rückschau - die wirklich lebensverändernd werden sollte. Dabei ist es unerheblich wie viele und was für Reisen ich vorher erleben durfte und wohin es mich noch verschlagen hat und wird. Wie ich eingangs ja bereits erwähnte, ist dies kein Bericht über die schönsten Strände, pulsierende Metropolen, wilde Tiere und fremde Kulturen. Es ist auch kein Bericht über Rekorde, Bestleistungen oder Extreme jedweder Art. Hier geht es um eine ganz persönliche Reise in der Natur, mit Menschen aus unterschiedlichsten Nationen und zu mir selbst. Eine Reise, die mich soviel erleben ließ mit dem ich nicht und nie gerechnet hätte und noch viel mehr lehrte. Als ich es zuließ. Als ich zuhörte. Als ich anfing los zu lassen.
Das alles weiß ich natürlich erst jetzt. Nach schon wieder viel vergangener Zeit. Nach neuerlichen Reisen. Weiteren Jakobswegen. Gesprächen. Büchern. Neuen Abenteuern und vielen, vielen Menschen denen ich seither begegnet bin. Auch wenn mein Jakobsweg spontan und ohne große Vorbereitung begann, so war dennoch vieles so, wie es einfach sein musste, weil ich ja schließlich mit mir unterwegs war. Und so wie ich nunmal bin, oder war, so ging eben auch meine Reise los. Ich hatte zwei Reiseführer dabei und wie erwähnt eben auch jede Menge Gepäck. Nichts würde mir passieren auf das ich nicht eine Antwort entweder im Reiseführer oder im Gepäck hätte. Soviel stand fest. Vorerst. Und doch wurde schon der erste Abend eine ungewohnte und ungeahnte Herausforderung. Vom Flughafen fuhr ich noch wie gewohnt mit dem Taxi zum Busbahnhof in Bilbao. Das Ticket hatte ich bereits im Vorfeld online gebucht. Den offiziellen Startpunkt meiner Reise in Irun erreichte ich planmäßig und dank meiner Reiseführer auch die erste Herberge. Einige Minuten vor anderen und so bekam ich noch das letzte Bett. Aber dennoch nicht ohne erste ungewohnte Probleme. Denn anders als ich es bislang von meinen Reisen gewohnt war, sprach man hier in der Herberge kein Englisch und ich kein Spanisch und so musste ich mir gleich am ersten Abend von anderen helfen lassen. Eine Erfahrung, die ich noch unzählige Male auf dieser Reise machen sollte, oder besser: durfte. Hilfe anzunehmen ist etwas, was ich lernen muss. Musste. Naja - noch immer muss. Mein Weg ist noch weit. Auch das war etwas, was ich begreifen durfte. Während ich im Leben oft von Start zu Ziel, von Termin zu Termin, von einem zum nächsten Projekt hetzte, so begriff ich am symbolischen Ende meiner Reise auf dem Jakobsweg, dass dies keine Reise war, die am "Ziel" endete, sondern ein Weg der tatsächlich in dem Moment erst begann, als ich nach 6 Wochen am offiziellen Ende, am Atlantik in Finisterre ankam. Alles was ich in den Wochen zuvor erleben durfte, sehen durfte, lernen durfte, begleitet mich seither, erinnert und inspiriert mich, hilft mir, erfreut und belustigt mich, gibt mir Kraft und Mut, Zuversicht und nimmt mir Angst und Sorgen. Und das meine ich tatsächlich genau so wie ich es schreibe. So vieles in meinem Leben, meinen Ansichten, meiner Selbstwahrnehmung, meinen Prioritäten, meinen Bedenken und vermeintlichen Zielen hat sich seit dieser Reise grundlegend geändert und ich kann sagen, ich bin seither vielleicht kein anderer, aber ein veränderter Mensch. Auf jeden Fall ein Glücklicherer. Gelassenerer. Neugierigerer. Und ja, auch ein Reicherer...
Die Reise war zu lang, zu erlebnisreich und zu speziell um mit einem Bericht in Kürze alles wiedergeben zu können, was es zu erzählen gibt, aber dafür habe ich etwa ein Jahr nach der Rückkehr von meinem ersten Küstenweg-Jakobsweg dann auch die gleichnamige Internetseite erstellt an der ich seither immer wieder und immer noch arbeite. Ich habe meinen Jakobsweg für mich angetreten. Ohne daran zu denken es mit mehr als einigen wenigen privaten Kontakten zu teilen. Tatsächlich hatte ich zum Zeitpunkt der Reise noch nicht einmal einen Instagram-Account. So langsam taste ich mich nun aber auch an das Thema Social-Media, Bloggen usw. heran. Es passiert seither soviel wunderbares in meinem Leben, dass ich täglich schreiben könnte. Aber noch möchte ich das einfach nicht, weil ich es eben so sehr liebe all die Momente die ich geschenkt bekomme genau so zu erleben wie sie sind. Pur, ungefiltert, ungestellt und unbeobachtet. Ich mache zwar sehr viele Bilder und inzwischen auch viele Videos, aber schaffe es kaum oder nehme mir auch einfach nicht die Zeit diese entsprechend zu be- und verarbeiten. Ich habe jetzt endlich Zeit für mich. Und die nehme ich mir. Und nutze sie voll aus. Dazu gehört dann eben auch, dass Blogs, Facebook und Co. einfach mal warten müssen. Das geht auch ganz wunderbar. Ich bin eben einfach gar nicht so wichtig. Alles läuft auch ohne mich. Das ist kein Selbstmitleid, sondern eine unglaublich befreiende Erkenntnis. Eine von so vielen. Ich muss lachen. Eigentlich wollte ich ja etwas über Spanien erzählen. Aber all das ist eben auch Teil dieser Spanienreise die so nachhaltigen Eindruck auf mich macht. Und darüber freue ich mich. Es war eben einfach nicht nur eine Reise zu Sehenswürdigkeiten, mit Sonne, Strand und Meer und gutem Essen, sondern eine, die mir Zeit und Gelegenheit gab zu lernen und mich zu entwickeln. Dafür brauchte ich vor allem die Zeit. Es war wichtig, dass ich diese lange und oft beschwerliche Reise gehen konnte. Zu Fuß und langsam. Fernab von jeder Ablenkung und allem was mich sonst davon abhielt mich mit mir selbst auseinander setzen zu müssen. Und zu können. Keine Termine, keine Zeit und Verabredungen zu denen ich zu erscheinen hatte. Auch einfach mal dem Unbequemen zu trotzen. Mit Gewohnheiten zu brechen. Zu verzichten und dabei fest zu stellen, dass ich nur gewann. Denn wenn man anfängt zu realisieren wie wenig man tatsächlich braucht, stellt man mit Sicherheit fest, was wichtig ist und wie viel man doch hat. Phrasen. Alles schon gehört. Weiß jeder. Ja. Aber begreift man es auch, solang man es nicht wirklich erfährt!? Ich zumindest nicht. "Geld allein macht nicht glücklich" ist ein Satz, den ich seit Kindesbeinen an kenne. Und auch immer mal wieder selbst zitierte. Aber dennoch drehte sich mein gesamtes Leben, alles Erlernte, jeder Schritt in der Karriere letztendlich um den Zugewinn von Materiellem. Das muss überhaupt nicht schlecht sein. Jedem das seine. Es ist auch kein Appell oder eine Aufforderung obdachlos zu werden oder alles zu verschenken. Es geht um Bewusstsein. Dessen was wir sind oder sein können. Was wir haben und wie wertvoll vor allem die so verdammt kurze Zeit ist, die uns gegeben ist. Nutzen wir sie. Für mehr als eine steile Karriere und neueste Anschaffungen. Nehmen wir uns Zeit für Menschen um uns herum. Zeit für uns selbst. Erleben wir Natur wie sie ist und nicht, wie sie auf Instagram aussehen sollte. Akzeptieren wir, dass Dinge eben auch mal anders oder gar nicht funktionieren als wir es gerne hätten oder kennen. Begreifen wir endlich, dass unser Wohlstand aus dem Elend anderer Menschen auf diesem wundervollen Planeten entsteht. Das unser rücksichtsloser Konsum diese Welt zerstört. Leider gehören auch wir Reisenden zu denen, die zwar oft mahnend darauf hinweisen, dass all die wunderbaren Orte die wir bereisen von Umweltzerstörung bedroht sind, aber sitzen dennoch schon wieder im nächsten kerosinverschwendenden Flieger und wollen im schlimmsten Falle vielleicht auch noch ein Mal am Great-Barrier-Reef tauchen um die letzten Korallen sehen zu können bevor es endgültig keine mehr gibt!? Ich will niemanden verteufeln. Ich selbst muss mir diesen Vorwurf machen. Mit meinen Fehlern stehe ich immer vorne auf der Liste der Schuldigen. Es steht mir also gar nicht zu jemanden dafür zu verurteilen. Aber mein langer Fußmarsch durch Spanien und die endlosen Momente in der wundervollen Natur die ich sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken und bestaunen konnte haben mir Zeit gegeben über so vieles nach zu denken. Eben auch darüber, welche Verantwortung ich trage. Für mich. Für mein Gegenüber. Aber auch für das große Ganze. Denn auch wenn ich als einzelner unbedeutend bin, meine Handlungen sind es nicht. Was ich tue hat Konsequenzen. Jedes mal. Mich hat das in vieler Hinsicht zum Umdenken und anders Handeln veranlasst. Aber das im Detail ist möglicherweise Stoff für einen weiteren Artikel.
Nach diesen vielen Worten über nachhaltige Veränderungen durch die Reise in Spanien, möchte ich jetzt etwas abrupt aber aus meiner Sicht langsam erforderlich noch etwas zum Reiseerlebnis allgemein erzählen. Wer bis hierhin gelesen hat, soll jetzt wenigstens noch etwas darüber erfahren, warum Wandern an Nordspaniens Küste nicht nur philosophische Lehrstunde sondern auch abenteuerliche und schöne Reise sein kann. Zumal nur wenige das Privileg haben soviel Zeit am Stück wandern zu können. Wenn aber jemand das Glück hat oder es einrichten kann, so hat er mit einer solchen Wanderung die Möglichkeit eine ganz besondere Erfahrung zu machen. Wer also bislang mit Spanien vorrangig Bilder von sonnenverbrannten Pauschaltouristen die an überfüllten Stränden Sangria aus Eimern saufen verbindet, der kommt vielleicht bei den Bildern in der hier gezeigten Bilder-Galerie oder dem Video zu neuen Eindrücken. Spanien bietet im Grunde alles, was eine Reise wert sein kann und wertvoll macht. Neben mediterranen Temperaturen und Flair im Süden, kulturellen Hochburgen wie Barcelona oder Madrid eben auch schroffe Steilküsten im Norden, Bergwelten wie die der Pyrenäen oder Picos in denen sogar noch Bären leben, Adler die majestätisch über Berggipfeln oder an Küsten über dem Wandernden kreisen, romantisch mittelalterliche Städte wie Santillana del Mar die einem das Gefühl vermitteln in der Zeit gereist zu sein, verschiedene Mundarten und kulturelle Unterschiede je nach Region, hervorragende Weine, das so herrlich grüne Galicien, viele Traditionen, stolze aber herzliche Menschen, pulsierendes Nachtleben, Kunst und Kultur zum Beispiel in einer Stadt wie Bilbao die jederzeit eine Reise wert ist, Tapas, Pinchos (und wie und warum diese sich unterscheiden) und jede Menge leckere regionale Spezialitäten. Es muss ja nicht immer Paella sein. Alte Steinhäuser in die man sofort einziehen möchte, wunderschöne Landschaften, hübsche Dörfer, Sport- und Fußballbegeisterung die in ihrer Leidenschaft vielleicht gerade noch von den Italienern erreicht wird, aber auch Armut, vollkommen andere Auffassungen zu Haustieren und deren Rolle, Abgrenzung und Nationalismus und vielerorts schwer bewaffnete Polizisten. Vieles ist unserem Land ähnlich, vieles vollkommen anders. Aber es ist einfach wunderbar ein Land zu Fuß zu durchwandern. So vieles, was man erleben und entdecken kann, weil man nicht einfach drüber hinweg fliegt oder dran vorbei fährt. Eine Möglichkeit endlich einmal total zu entschleunigen und wirklich bewusst zu erleben. Es kann auch eine Reise zu sich selbst werden. Eine bei der man sich selbst in Einsamkeit oder Extremsituation vollkommen neu oder endlich einmal richtig kennen lernt. Sich selbst aushalten, wenn tagelang keine Ablenkung durch egal was zu erwarten ist. Nachdenken. Erkennen. An persönliche Grenzen geraten. Physisch und vor allem auch psychisch. Eine so lange Zeit allein oder in willkürlicher Gesellschaft wandernd zeigt und lehrt einen vieles. Über sich selbst. Über sich mit anderen. Wenn man bereit ist, es zu zu lassen.
Eine Reise auf dem Jakobsweg in Spanien, also eine Pilgerreise auf dem Küstenweg zum Beispiel, kann für denjenigen, der sich darauf einlässt, der nichts erwartet, der offen ist für das was kommt zu einer wunderbaren Erfahrung werden. Oder auch zu einer heilsamen. Natürlich auch beides. Und ich sage ganz bewusst KANN. Denn wer mal eben nach Spanien reist um auf dem Jakobsweg ein Wunder zu erleben, dem wird folgendes passieren: Nichts. Für denjenigen wird es vermutlich ein anstrengender, nicht immer schöner Weg, der oft am Straßenrand entlang führt, teils durch Industriegebiete und mit Übernachtungsmöglichkeiten die alles andere als unsere gewohnten Hygienestandards bieten. Kurz, ein Reinfall der sein Geld nicht wert war. Wer aber Zeit mitbringt, ein offenes Herz und Ohr hat für sich und die Menschen denen er dort begegnet und die Bereitschaft auf Luxus zu verzichten, für den kann eine Reise auf dem Jakobsweg ein aussergewöhnliches Erlebnis werden, das ein Leben verändert. Wenn Du jetzt Lust hast mehr über den Jakobsweg an Spaniens Küste zu erfahren, darüber, was ich Tag für Tag erlebt habe, wo ich war, wen ich traf und was so alles mit mir passiert ist, dann sei herzlich eingeladen mich zu kontaktieren, meine Internetseite zu durchforsten, mein Tagebuch zu lesen oder mir auf den üblichen Kanälen - die ganz unten auf der Internetseite verlinkt sind - zu folgen. Solltest Du jetzt vielleicht sogar selbst den Wunsch verspüren einmal einen Jakobsweg für dich zu gehen, dann tu es. Überleg nicht lang. Geh sobald du die Möglichkeit hast. Egal wie es für dich wird, eine besondere Erfahrung wird es allemal. Und vielleicht ja sogar eine, die auch dein Leben verändert. Egal wo du bist, egal wohin du reist - ich wünsche dir einen "Buen Camino!" Einen guten Weg. Und wer weiß... vielleicht kreuzen sich die unseren irgendwann und wir erzählen uns gegenseitig unsere Geschichten.
3 Comments
Hallo,möchte mich für diesen wunderbaren Bericht bedanken,kann es nachempfinden,bin vor zwei Jahren allerdings den kurzen Weg von Porto aus gelaufen,habe mir drei Wochen Zeit genommen,da ich zu diesem Zeitpunkt schon achtundsechzig Jahre alt war,aber nach dem Lesen Deiner Geschichte möchte ich mich wieder auf den Weg machen.Ich habe neue Erfahrungen,Erkenntnisse mitgenommen und natürlich tolle Menschen kennen gelernt,ich denke gerne an diese Zeit,obwohl nicht jeder Tag unbeschwerlich für mich war,gerne zurück.
Alles Gute für die Zukunft
Eveline
Hallo Eveline! Danke für Deine lieben Worte. Es ist schön, dass auch Du deinen Weg als etwas ganz besonderes erleben durftest. Der Jakobsweg hat für uns alle etwas bereit – wenn wir bereit sind uns darauf einzulassen. Wünsche Dir von Herzen, dass Du Deinem Wunsch entsprechend noch einmal gehen wirst. Danke nochmals und auch Dir alles Gute weiterhin! Buen Camino. Jonas
Hallo Jonas,
du triffst es auf dem Punkt. Ich bin den Camino Francès von SJPDP bis Finesterre vor nun 5 Jahren gegangen. 5 Wochen die meinen Leben grundlegend verändert haben, weil sie mir die Augen geöffnet haben. Kein einfacher Weg, die daraus resultierende Veränderungen anzugehen, aber es ist es Wert. Wenn die Pandemie es zulässt, möchte ich dieses Jahr ab Porto den Camino del Costa gehen. Ich habe Sehnsucht nach dem Camino…
Buen Camino